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Ankunft und Frühstück
Städte sind wie Brenngläser in unserem Verhältnis zur Welt; hier manifestieren sich die Paradigmen der Gegenwart und verbinden sich mit denen der Vergangenheit. Wie wir in Städten leben, uns ernähren und bewegen, wirkt weit über sie hinaus. Denn sie interagieren mit ihrer Umgebung, seien es Landschaften, Länder oder die ganze Welt – sie prägen sie und werden von ihr geprägt. Gleichzeitig wird diese dynamische Beziehung oft durch eine bedrückende Normalität überlagert. Ein Status quo, der sich schnell bewegt und gleichzeitig unbeweglich scheint. Diese Verstrickung und die Greifbarkeit der alltäglichen urbanen Erfahrung ermöglicht es uns allerdings auch, andere Zukünfte durch neue Stadtentwürfe und eine veränderte Auffassung von Urbanität zu denken und zu entwickeln. Können wir die Welt verändern, indem wir die Stadt verändern?
Die größten Veränderungen finden manchmal im ganz Kleinen statt. Im 19. Jahrhundert erschloss die organische Chemie die fossilen Kohlenwasserstoffe als Grundbausteine der modernen Welt oder der Petromoderne. Die Folgen der entfesselten Verfügbarkeit von Energie und der Möglichkeit, Materialien zu formen, sind kaum zu überblicken: Freizeit, Freiheit, Arbeitsteilung, Ernährung, Wissensgesellschaft und Tupperware-Partys auf der einen Seite, geopolitische Konflikte, Ausbeutung von Mensch und Natur und Klimawandel auf der anderen. Was die Mobilisierung von Kohlenwasserstoffen für Energie und Material ist, ist vielleicht die sich abzeichnende Manipulation von Quantenzuständen für Information bzw. die Gestaltbarkeit von genetischen Funktionen für Leben.
Der Petromoderne Blick zeigt uns, wie wichtig es ist, die Verbindungslinien zwischen dem ganz Kleinen und dem Großen zu suchen. Doch was bedeutet dies für aktuelle Zukunftstechnologien? Wie werden die Implikationen von Bio und Quantentechnologien vorstellbar, welcher Ansätze und Hilfsmittel können wir uns dabei bedienen?